Turnverein Erkelenz 1860 e.V.

Tischtennis

„Es gibt atemberaubende Ballwechsel zu sehen“

Im Interview mit dem ETV spricht der derzeitige DTTB-Präsident Michael Geiger über den sportlichen Wert der Senioren-Meisterschaften, frühere Nationalspieler und andere Prominente sowie die Zusammenarbeit mit dem Erkelenzer Organisationsteam
Foto: DTTB (Manfred Schillings)

ETV: Wie schwierig ist es, einen Ausrichter für hochrangige Turniere wie die Deutschen Mannschaftsmeisterschaften der Senioren zu finden?
Michael Geiger: Das wird im Allgemeinen leider immer schwieriger, regional ist es aber unterschiedlich. Vor allem kleinere Verbände haben Probleme bei der Suche  nach Durchführern. Nicht viele Vereine haben eben Hallenkapazitäten für 32 Tische und ein gut funktionierendes Organisationsteam im Hintergrund. Mit einer großen Halle ist es nämlich nicht getan. Auch das Drumherum muss passen, zum Beispiel bezahlbare Hotels in Hallennähe.

ETV: Wie stellt sich die Zusammenarbeit mit dem TV Erkelenz, seiner TT-Abteilung und dem Abteilungsleiter Martin Häusler dar? Wie erleben Sie das Engagement des Vereins und seiner Mitglieder?
Geiger:
Die Zusammenarbeit zwischen dem Orga-Team um Martin Häusler läuft bisher hervorragend. Es klappt alles wunderbar. Der TV Erkelenz ist ein sehr engagierter Durchführer, der bei der Umsetzung aller Anforderungen sehr kooperativ ist und alles bestmöglich abwickelt. Ich bin sicher, dass Erkelenz auch nach Turnierende als sehr guter Turniergastgeber dastehen wird.

ETV: Wie ist denn der sportliche Wert der Seniorenkonkurrenzen einzuschätzen? Treffen da Profis auf Amateure und Hobbyspieler? Immerhin sind es ja Deutsche Meisterschaften.
Geiger:
Aktuelle Profis bei den Über 40-Jährigen sind nicht dabei – Profis über 40 sind im Hochleistungssport ja generell selten –, aber vom Hobbyspieler bis zu Amateuren, die früher in der Bundesliga gespielt haben oder sogar Deutscher Meister geworden sind wie Manfred Nieswand zum Beispiel, sind alle Niveaus vertreten. Die Deutschen Mannschaftsmeisterschaften haben einen hohen sportlichen Wert mit sehenswerten Ballwechseln auch für Nicht-Tischtennisspieler.

ETV: Welchen Aspekt bei den Meisterschaften der Senioren möchten Sie gerne betont wissen: Die sportliche Aktivität bis ins hohe Alter (Ü70)? Die Qualität der Leistungen?
Geiger: Der Seniorensport ist vielfältig. Einigen geht es um das Miteinander und nur nebenbei um den jährlichen sportlichen Vergleich mit früheren oder langjährigen Weggefährten. Weil es sich jedoch um Deutsche Meisterschaften handelt, für die man sich erst qualifizieren muss, steht natürlich bei den Meisten der Leistungsaspekt im Vordergrund.
Für Zuschauer gibt es teilweise atemberaubende Ballwechsel zu sehen. Ich persönlich bin immer beeindruckt, was gerade die älteren Jahrgänge zu leisten im Stande sind. Natürlich gibt es in der Qualität große Unterschiede zwischen einem 40-Jährigen und einem Über-70-Jährigen, aber auch die Ältesten spielen sehr passable Bälle, die schön anzusehen sind.

ETV: Welche Bedeutung haben die Senioren für den DTTB? Sie sind international doch wohl eine der aktivsten Gruppen...
Geiger:
Das stimmt. Im jährlichen Wechsel gibt es Senioren-Europameisterschaften und -Weltmeisterschaften, an denen jeder teilnehmen kann, der das Tischtennis-Senioren-Alter erreicht hat. Die Deutschen stellen immer eine der größten Delegationen bei EM und WM. Sie lieben ihren Sport, sind reiselustig und kulturinteressiert.
Auch national sind Senioren-Turniere nicht aus dem Terminkalender wegzudenken. Senioren sind eine wachsende Gruppe, sowohl in der deutschen Gesellschaft als auch im Tischtennissport. Um diese Gruppen müssen wir uns aber als Verband bemühen und den Bedarf beobachten. 2007 haben wir den Senioren-Deutschlandpokal für den Über-60-Jährigen eingeführt, bei dem es im vergangenen Jahr eine Rekord-Teilnehmerzahl gab. Seit 2012 gibt es die 70er-Klasse bei Mannschaftsmeisterschaften. Senioren-Turniere erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Die Nachfrage ist groß.
Der Tischtennissport gilt nicht umsonst als eine der Sportarten, die man ein Leben lang betreiben kann und die auch im hohen Alter fit halten. Körper und Geist werden gleichermaßen beansprucht. Auch für Späteinsteiger ist Tischtennis geeignet. Die mit 94 Jahren älteste Senioren-WM-Teilnehmerin, Inge-Brigitte Herrmann, kommt aus Deutschland und hat erst mit 76 so richtig mit unserem Sport begonnen und ist einem Verein beigetreten.
Hinzukommt die Möglichkeit des geselligen Beisammenseins bei Turnieren, was gerade im Seniorenbereich wichtig ist. Daher bitten wir die Durchführer auch immer, einen bunten Abend anzubieten, der in der Regel sehr gut angenommen wird.

ETV: Kennen Sie einige der Spieler persönlich, oder schätzen Sie einige Spieler besonders, egal, ob wegen der sportlichen Leistung, des Engagements im Sport oder Verband?
Geiger: Die Teilnehmerliste ist noch nicht komplett (Anmerkung der Redaktion: Der Interviewtermin lag vor dem Meldeschluss). Streng genommen müsste ich die Teilnehmer als Präsident natürlich alle kennen. Außerdem haben fast alle dort einen besseren QTTR-Wert als ich – ich würde, was diesen betrifft, in die 70er-Klasse passen, bin aber ein Ü50er (lacht). Doch Spaß beiseite: Es gibt so einige prominente Namen im Teilnehmerfeld von Erkelenz; die ehemaligen Deutschen Meister Manfred Nieswand und Vladislav Broda zum Beispiel oder Russlands Ex-Nationalspieler Evgeni Fadeev. Persönlich gut bekannt sind mir unter anderem einige Schiedsrichterkollegen bzw. deren Angehörige im Teilnehmerfeld. Als Präsident und gelernter Schiedsrichter bin ich allerdings unparteiisch und drücke allen Teams gleichermaßen die Daumen.

ETV: Was wünschen Sie sich für das Wochenende 20./21.6. in Erkelenz?
Geiger:
Ich wünsche dem TV Erkelenz eine reibungslose Durchführung und auch wirtschaftlichen Erfolg bei diesem Turnier, verletzungsfreie Spiele, tollen Sport und viele Zuschauer in der Halle, die die Senioren vom schnellsten Rückschlagspiel der Welt begeistern können.

 

Das Interview mit Michael Geiger führte Marc Wahnemühl.