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Eisschwimmen Burghausen


7./8. Januar 2017

In Burghausen fanden an drei Tagen die zweite Weltmeisterschaft und die German Open im Eisschwimmen statt. Neben der WM-Strecke 1000m fanden Rennen über 50-500m Distanzen im 3°C kalten Eiswasser statt. Am Fuße der längsten Burganlage der Welt war im drunter liegenden Wöhrsee ein Wettkampfbecken von 25m Länge mit 8 Bahnen eingerichtet. Die alten Stege des Freibades umrundeten den Wettkampfbereich und gaben den Zuschauern einen tollen Blick auf das Geschehen im flutlichtbeleuchteten Seebecken.
Feuerwehrpumpen hielten das Wasser des Sees in Bewegung, sonst hätte sich nach 15 Minuten schon eine dünne Eisschicht gebildet. Bei bis zu minus 15°C Außentemperatur und 2-3°C Wassertemperatur war dies dringend nötig, damit die 300 Eisschwimmer aus 26 Ländern ohne Verletzungen an scharfen Eiskanten durchs Wasser pflügen konnten. Am Rand standen Taucher bereit, daneben warteten Sanitäter.


Nachdem sich die Stars der Szene über 1000m gemessen hatten, starteten in diesem Jahr sieben Schwimmer aus der Region. Dennis Eder (AK30), Birte Eser (Jg.2000),  Franziska Eser (AK20), Andre Lennartz (AK30) und Sophia Vorderwülbecke   (alle SG Erkelenz-Hückelhoven), Tilo Friedrich (Jg. 99, SC Delphin Geldern) und Anna Gieren (Jg. 99) starteten über die Strecken bis 200m Länge.
Auf das Kommando "take off your clothes" und "go into the water" stiegen die Unerschrockenen in normaler Badekleidung ins eisige Nass. Neoprenanzüge und Fett zum Schutz der Haut vor der Kälte sind in dem Extremsport verboten.
Während die Zuschauer noch den Atem anhielten und schon beim Anfeuern unter ihren Daunenjacken zitterten, war die erste Bahn bereits absolviert. Die Kälte biss im Gesicht und die Hände fühlten sich wie gefühllose Hammer an. Nach 50m hieß es Kopf abschalten, Kältegefühl ausblenden und nur noch schwimmen.
Neben dem Wettkampfbecken mit acht Bahnen die scharfe Kante der frischen Eisdecke, auf der anderen Seite die Konkurrenz. Nach dem Rennen kamen die Schwimmer  krebsrot schleunigst über die Holzleitern aus dem Wasser und sprinteten in die nahe Sauna oder die Holzzuber mit warmem Wasser um sich wieder aufzuwärmen.
Die  Ergebnisse der Erkelenzer Freiwasserenthusiasten aus dem Vorjahr waren so gut, dass die Vorläufe schon mit den gleich schnellen Konkurrenten besetzt wurden. Die Spannung war groß. Die Vereinskollegen zu Hause folgten den Rennen begeistert beim Live Stream im Internet.


Über 50m und 200m Freistil  zeigten André Lennartz und Dennis Eder in der AK30 mit deutlichem Vorsprung auf Platz 3 und die weiteren Plätze, dass sie  unerreichbar die schnellsten im Eiswasser sind. Tilo Friedrich gewann in der Juniorenklasse über 200m Freistil in 02:43,4min. und 200m Brust in 03:05,5 min. sowie über 50m Brust und 100m Lagen. Franziska Eser gewann ihre Paradestrecke 200m Brust mit neun Sekunden Vorsprung vor ihrer Konkurrentin Elina Mäkinen in der AK20 mit einer Zeit von 03:04,60min.. Über 50m Brust gewann sie ebenfalls in der AK 20 in 0:38,55min..
Sophia Vorderwülbecke, sonst dem Triathlonsport verfallen, erreichte bei ihrem ersten Wettkampfstart im Schwimmen über 200m Freistil in der Zeit 03:16,0min. Platz 3. Mit der Zeit 0:40,24min. über 50m Freistil wurde sie Fünfte in der AK20. Birte Eser siegte bei all ihren Starts – 50m Brust, 100m Lagen, 50m und 200m Freistil. Anna Gieren belegte bei ihrer Premiere im Eisschwimmen über 50m Freistil bei den Juniorinnen Platz zwei; über 50m Brust wurde sie Dritte.


Zur Freude der Erkelenzer Sportler gab es über Nacht Neuschnee, der mit einem
morgendlichen Bad darin begrüßt wurde. Der Spaß an der Kälte ist eine Nebenwirkung der regelmäßigen Eisbäder.
Die Finalläufe in der offenen Klasse fanden nach Einbruch der Dunkelheit unter Flutlicht und anhaltendem Schneefall bei deutlich milderen Temperaturen um die -5°C am Fuße der stimmungsvoll beleuchteten Burg statt. Dennis Eder, Birte und Franziska Eser, Tilo Friedrich und Andre Lennartz hatten sich dafür qualifiziert. Highlight waren die Läufe über 50m und 200m Brust, in denen Franziska Eser und Elina Mäkinen sich ein heißes Rennen lieferten und mehrfach in der Führung abwechselten. Zum Schluss schlug Eser knapp als Zweite an. Im Finale über 50m Freistil belegte sie Platz 4, über 100m Lagen Platz 5. Lennartz wurde im Finallauf über  200m Freistil Vierter, Eder Sechster. Über 50m Freistil belegten Eder und Lennartz Platz fünf und sechs vor dem besten deutschen Teilnehmer  der Weltmeisterschaftswertung über 1000m, Christof Wandratsch. Tilo Friedrich belegte in den Superfinals über 200m Brust, 50m Brust und 100m Lagen als einziger Juniorenteilnehmer die Plätze fünf, sechs und sieben. Birte Eser war die einzige Jugendqualifikantin, die es ins Finale über 50m Freistil schaffte.  Sie erreichte einen beachtenswerten siebten Platz in der offenen Klasse mit einer Zeit von 0:35,69min.

Die im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent gestiegenen Teilnehmerzahlen zeigen, dass aus der Nischensportart für Verrückte so langsam eine ernstzunehmende Bewegung wird. Die Erkelenzer Teilnehmer sind durchweg motiviert auch im Folgejahr wieder die Vorbereitungen auf sich zu nehmen, um in 2018 erneut in Burghausen zu starten. Wir sind gespannt, wer sich in Zukunft an die Königsdisziplin 1000m wagt.